Östlichster Punkt Deutschland Rad

Fahrradtour vom westlichsten zum östlichsten Punkt von Deutschland

Man hört viele Geschichten von Transalp-Touren, aber was leider deutlich weniger behandelt wird, ist eine Tour vom westlichsten Punkt zum östlichsten Punkt von Deutschland. Zugegeben, eine durchschnittliche Transalp-Tour wird vermutlich eine größere Herausforderung darstellen, aber nichtsdestotrotz bietet so eine Tour sehr viel Vielfalt. Es ist faszinierend wie sich die Architektur aber auch die kulturellen Einflüsse bei so einer Tour im Laufe der Zeit ändern.

Nun, an welche Menschen richtet sich so eine Tour nach meiner Meinung:

  • Mindestens zwei Wochen Zeit nehmen.
  • Urlaubszeit sollte in guten Wetterphasen sein. Bei uns war es Anfang September, aber Ende April bis mitte Juni sind nach meiner Meinung auch gute Phasen.
  • Ihr solltet bei 750 Höhenmeter ca. 100 km am Tag fahren können. Auch wenn man bei diesem Trip mehrmals hintereinander sogar 120 km fahren musste, war es keine übermäßige körperliche Belastung.

Natürlich kann man diese Tour auch mit einem E-Bike machen. Aber sind wir mal ehrlich: Das wäre ja keine Herausforderung mehr ?.

Nun was sollte man sonst noch beachten. Natürlich sollte das Fahrrad angemessen sein, sprich ein Tourenbike wäre die beste Wahl. Insbesondere ein Gepäckträger ist nach meiner Meinung hier Pflicht, damit es eine Möglichkeit gibt eine Tasche anzubringen. Davon abgesehen gibt es aber noch eine Vielzahl von weiteren Dingen:

Natürlich gibt es noch einige Dinge die ich zusätzlich empfehlen würde, welche aber für ein Radfahrer selbstverständlich sein sollten. Beispielsweise eine Sonnenbrille, passenden Fahrradhelm, Handyhalterung, ergonomischen Fahrradsitz, extrem robuste Reifen – beispielsweise, passende Sportshirts. Ich empfehle beispielsweise auch mindestens für 2-3 Tage Klamotten mitzunehmen und unterwegs die Wäsche entweder in der Unterkunft waschen zu lassen oder mit der Handwäsche zu waschen. Auch empfehle ich für den Transport aller notwendigen Dinge einige ZIP-beutel zu nutzen. Sie sind absolut praktisch für den Transport für die kleinen Utensilien. Haltet aber das Gepäck möglichst gering. Für Getränke und Essen müsst ihr meistens auch etwas einplanen.

Als Navigation empfehle ich Komoot. Komoot Premium könnte sogar eine gute Möglicheit sein für alle die noch keine Fahrradpannen-Versicherung haben, da für das erste Jahr ein recht günstiger Preis angeboten wird. Man sollte die anschließende Kündigung nur nicht vergessen.

Die Tour

Die GPS-Daten aller Tage können hier heruntergeladen werden.

Tag 0, die Anreise: Der erste Schritt war es mit dem Zug von Essen HBF, wo ich und ein Freund von mir gestartet bin, zum Bahnhof von Geilenkirchen fahren. Auf diesen Weg konnte man schon erahnen, wie der erste Tag aussehen würde. Anschließend sind die ersten 20 km zum westlichsten Punkt bei wechselhaftem Wetter gestartet.

Die erste Übernachtung und damit der Auftakt war dann in der Stadt Nieuwstadt in den Niederlanden. Die Bewohner dort sind freundlich und können sogar Deutsch. Es ist ein eher ländlicher Ort.

Tag 1, der Start und zurück nach Essen: Der erste Tag war von gutem Wetter begleitet bei ca. 16-20 Grad und leichtem Rückenwind. Die Tour ging über Roermond nach Krefeld wieder zurück nach Essen. Insgesamt war diese Teilstrecke von ca. 120 km recht einfach zu fahren. Nur hatten wir das Pech, dass mein Kollege vor Krefeld ein Platten hatte. Leider war die Reparatur alles andere als einfach und hat ca. eine Stunde gedauert bis wir weiterfahren konnten. Am Abend stellte sich heraus, dass das Fahrrad wieder platt ist. Ein nicht so einfaches Problem ohne weiteren Ersatzschlauch und für ein Sonntag.

Tag 2, durch Hagen ins Sauerland: Genau mit diesem Problem ist auch der Sonntag gestartet. Ganze drei Schlauchautomaten (Siehe als Übersicht) mussten wir mit dem Auto abfahren, bis wir einen Automaten gefunden haben bei dem wir fündig wurden. Durch das anschließende Flicken des Reifen und der Suche konnten wir mit unserer Tour erst um 13 Uhr starten. Die Fahrt selbst war dafür dann aber zum Glück ohne große Probleme. Das Wetter war super und wir hatten keine größeren Probleme. Eine größere Mittagspause haben wir in Hagen gemacht, warum Hagen? Ja es ist zwar nicht die schönste Stadt, aber die Heimatstadt von dem Freund mit dem ich die Tour gemacht habe. Alleine aus diesem Grund mussten wir seinen Lieblingsdöner ausprobieren.

Anschließend fingen die ersten größeren und anstrengenden Steigungen Richtung Sorpesee an. Insgesamt waren wir um 19 Uhr an der DjH Jugendherberge Sorpesee. Die Herberge ist zentral, sauber, günstig und gut geführt. Leider nur aufgrund der Nähe zum See hatte ich Mückenprobleme, welche zum Glück keine Stechmücken waren. Einziges Problem an diesem Abend war, dass wir erst gegen 20 Uhr am Sonntag nach einer Möglichkeit geguckt habe auch etwas gegen unseren Hunger zu tun. Merke: Ab 20 Uhr gibt es am Sonntag kein Restaurant, wo man was Essen kann.

Tag 3, durch das Sauerland: Zwar einer der Tage mit den geringeren Kilometern, aber auch einer der Tage mit den höchsten Höhenmetern. Es war ein Tag, um durch das Sauerland zu fahren. Insbesondere war dieser Tag aber auch von einem „Auf“ und „Ab“ der Temperaturen geprägt. Es hat zwar nicht geregnet, aber abhängig von der Uhrzeit und den Höhenmetern musste man eine Jacke anziehen oder sollte lieber ohne Jacke fahren.

Unsere Ankunft in Helminghausen am Diemelsee erfolgte gegen 18:00 Uhr. Geprägt von der schlechten Erfahrung vom gestrigen Tag waren wir diesmal um 18:30 Uhr auf der Suche nach etwas Essbaren. Aber auch diesmal hatten wir Probleme direkt in der Nähe was zu finden. An diesem Montag war um diese Uhrzeit die Küche geschlossen. Diesmal haben wir die Fahrräder genommen und sind in die Nachbarsstadt Heringhausen gefahren, um noch ein Restaurant/Kneipe zu besuche, wo wir was essen konnten. Hier hatten wir auch eine unterhaltsame Unterhaltung mit lokalen Einwohnern über die Urlauber, Corona und die Vergangenheit am Diemelsee.

Tag 4, Erholung in Helminghausen: Der vierte Tag war ein Erholungstag. Ein Tag um Kraft für die nächsten Tage zu sammeln. Bis auf eine Gang am Diemelsee und einem entspannten Ausschlafen ist an diesem Tag auch nicht viel passiert. Wir haben nur wieder gemerkt, dass wegen Corona die Öffnungszeiten und der Tourismus sehr eingeschränkt ist.

Tag 5, Zwischenstop in Stadtoldendorf: Ein auch schöner Tourentag. Dieser Tag war zuerst von viel Berg-Ab geprägt, nochmals großen Temperatur-Schwankungen, aber auch leider mit etwas Regen am Ende.

Recht am Anfang von der Tour gab es auch die höchste Steigung in einem kleinen Dorf, dort wurden wir sogar zugejubbelt vonwegen, dass wir nicht aufgeben sollten. Ja, die Menschen im bergischen sind doch recht motivierend. Zu der Stadt Stadtoldendorf kann man leider nicht viel positives sagen. Leider keine so schöne Stadt.

Tag 6, raus aus dem Bergischen: Wir hatten keine größeren Probleme, aber es war trotzdem eine langer Tourentag. Problem an diesem Tag war die Tatsache, dass wir recht Spontan noch eine Unterkunft in Wernigerode gesucht haben. Am Ende haben wir eine Unterkunft in Bad Harzburg genommen.

In diesem eher orientalischen Hotel haben wir auch ein anderer Radfahrer kennengelernt. Ein ca. 18 Jahren alten Jungen der direkt nach seinem Abi mit einigen Freunden zusammen eine Radtour von Aachen nach Norwegen gestartet ist. Geschafft bis hierhin hat nur er es noch und nun wollte er nur noch nach Hause. Na sowas macht Hoffnung ?

Tag 7, Ruhetag mit Überraschung in Bad Harzburg: Der sechste Tag hatte den Hintergrund sich ein wenig zu erholen. Geregnet hat es am Anfang, da merkt man, dass die Ruhetage wirklich sehr viel mit Glück verbunden waren, da wir praktisch nie im Regen fahren mussten. Am Nachmittag hatten wir den Plan die Stadt zu erkunden. Bad Harzburg ist eine kleine ruhige Stadt die für kurze Urlaubstouristen sehr ansprechend ist. Unser Ziel war neben normales Sightseeing insbesondere auch die Seilbahn zum Burgberg. Einer Sehenswürdigkeit die auf einen kleinen Berg war.

Unterwegs, haben wir eine Girli-Clique kennengelernt mit der wir dann auch lustigerweise mit viel Alkohol und Spaß unterwegs waren. Aber nein, mehr ist da auch nicht gelaufen. Die Mädels waren im Durchschnitt über 50 und alle verheiratet. Dennoch sehr schöner und entspannter Tag, welcher mit einem Asia Buffet geendet ist.

Tag 8, ab nach Ostdeutschland: Dieser Tag hatte das Ziel Mansfeld. Ein Zwischenort nach Leipzig, welcher ehrlich gesagt nicht wirklich erwähnenswert ist. Der Tourstart in Bad Harzburg war etwas stressig, die Verkehrslage war sehr undurchsichtig. Aber dafür war die restliche Tages-Tour einerseits vom Wetter sehr schön, aber auch landschaftlich sehr angenehm.

Es war eher flaches Land mit vielen kleinen Hügeln, dazu Sonne mit Wolken und angenehmen ca. 20 Grad. Es gab keine großen Probleme, so dass wir unsere Unterkunft am frühen Abend erreichen konnten und in der Innenstadt zum entspannen noch eine Pizza essen konnten.

Tag 9, durch das moderne Leipzig:  Ein Tag der sehr lang war. Er führte uns südlich von Halle über Leipzig zum Ort Grimma. Highlight war natürlich Leipzig, wo wir eine längere Pause gemacht haben. Verkehr war zwar sehr chaotisch, aber dennoch gut zu händeln. Unterwegs haben wir auch einen anderen Radsportler getroffen, den wir erst bezüglich eines Platten helfen wollten und der uns dann später überholt hat. Ja er war deutlich sportlicher unterwegs, und hatte auch ein viel ambitionierteres Ziel. Für mich war Leipzig wohl die modernste und unüblichste Ostdeutsche Stadt die ich bisher kennengelernt habe. Den anderen Städten hatte man viel deutlicher das ostdeutsche Flair angemerkt.

Die Tagestour mit dem langen Break in Leipzig war mit 120 km auch erst am Abend beendet, sodass wir bei der Unterkunft recht spät abends und sehr erschöpft angekommen sind.

Tag 10, ab nach Dresden: Eins hatte uns diese Tour gezeigt: Unsere Kondition hat stark zugenommen ?. Trotz der 120 km und der ganzen Kilometer der Tage davor war auch dieser Tag keine harte Angelegenheit. Aber vielleicht war es auch schon diese Vorfreude auf Dresden. Das Wetter war an diesem Tag auch wieder sehr gut. Es war nicht sehr warm aber auch nicht kalt und geregnet hat es auch nicht. Was aber passiert ist, sind gefährliche Situationen. An einer nicht gut ersichtlichen Stelle, wo wir die Straße überqueren mussten, wurde ich selber fast von einem Auto erfasst. Es ist zum Glück nichts passiert, wäre aber was passiert hätte es schlimme Folgen gehabt. Radsport ist nicht wirklich ein ungefährlicher Sport. Wir hatten zwar immer Glück, aber es kann auch immer was passieren. Helm sollte bei so einer Tour als Mindestschutz vorhanden sein.

Dresden ist wirklich schön. Kulturell sehr reich und hatte auch noch ein schönen alten DDR Flair. Vielleicht lag es auch am Hotel wo wir übernachtet haben. Da es ein ehemaliger klassischer DDR Wohnblock war. Der Name war Cityherberge. Es war, wie bisher immer, auch hier kein Problem sein Fahrrad im Innenbereich abzuschließen. Am Abend sind wir noch ins Ristorante Mamma Mia gegangen um den Abend abzuschließen.

Tag 11, Sightseeing in Dresden: Ruhetag in Dresden, für uns war schon innerlich klar: Unsere Reise neigt sich dem Ende. Eine große Tagestour ist noch offen und ca. 20 km zum Endpunkt. Angefangen ist der Tag mit einem großen Frühstückt. Mein Kollege wollte den Tag gerne länger im Bett entspannen, er kannte auch schon Dresden von Freunden und Bekannten sehr gut. So gesehen habe ich den genannten Tag bei bestem Wetter genutzt und habe mir die unzähligen Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt angesehen, später bin ich dann auch noch mit dem Kollegen in ein Museum gegangen. Es war das Verkehrsmuseum ?.

Tag 12, Endspurt nach Görlitz: Endspurt – zu mindestens gefühlt. Unser heutiges Ziel ist Görlitz bzw. die zugehörige polnische Stadt Zgorzelec. Übernachten wollen wir sogar in Zgorzelec, da mein Kollege polnisch kann und es für uns beide einfach ein stimmiges Ziel ist haben wir uns auf der polnischen Seite ein Hotel gesucht.

Die Tagestour selbst hat uns wieder mit einem alten Problem begrüßt. Der Schlauch von meinem Kollegen war leider abermals defekt. Zum Glück konnten wir den Schlauch flicken und so die Fahrt fortsetzen. Zu der Stadt Görlitz kann man nur so viel sagen: „Dafür das es dort so viel Leerstand ist, ist sie wirklich schön.“. Der polnische Teil im Gegensatz dazu ist eine ganz andere Welt. Polen so man es sich vorstellt ?

Tag 13, der östlichste Punkt:

Nun kann man es echt sagen: „Finale!!!“

Der Tag ist entspannt gestartet, da nur ca. 20 km noch zu fahren sind. Diese 20km sind auch nicht sonderlich schwer, das Wetter ist super und wir waren beide in bester Stimmung. Wir haben den Morgen bei authentischem polnischem Frühstück genossen und haben uns die Umgebung angesehen. Kurz gesagt: Nicht sehenswert ?

Am Nachmittag sind wir nach Görlitz in die Innenstadt gefahren und neben Sightseeing haben wir noch dort ein Kaffee getrunken. Anschließend ging die letzte Reise zum östlichsten Punkt los. Sie führte uns nach Norden in eine recht abgelegene Region. Der östlichste Punkt hat nicht mal eine richtige Straße, aber ist gelegen an ein kleines Dörfchen und hat sogar ein Zipfelbuch, indem man sich eintragen kann.

Nachdem wir am Zielort eine längere Pause gemacht haben sind wir erfolgreich zurück nach Görlitz gefahren wo wir noch polnische Küche zum Abschluss genossen haben. Den Rest des Abends haben wir noch mit der Planung für die stressige Rückreise genutzt. Es musste am nächsten Tag früh los gehen.

Tag 14, die Rückreise: Der letzte Tag war ebenso ein anstrengender Tag. Nicht wegen dem Rad-Fahren, nein wegen der langen Rückfahrt mit dem Zug. Man muss sich vor Augen halten, dass eine Rückfahrt von Görlitz nach Essen mit viel Stress verbunden ist, wenn man ein Fahrrad mitnehmen will. Eine vernünftige ICE Verbindung für Fahrrad ist zeitlich kaum besser, deutlich teurer und mit ähnlichem Stress verbunden. Wir sind insgesamt mit 6-mal Umsteigen von Görlitz Hbf nach Essen Hbf gefahren und haben dafür ca. 13 Stunden benötigt. Am Ziel haben wir uns verabschiedet und haben damit ca. 980 km – oder aufgerundet 1000 km – geschafft ?

Insgesamt muss man natürlich sagen, dass wir Glück hatten. Bis auf Kleinigkeiten hat alles gut funktioniert. Insbesondere das Wetter und die eigene Fitness waren immer auf unserer Seite. Ich würde nicht sagen, dass sowas Standard ist. Würde ich diese Tour anderen empfehlen: Ganz klares JAAAA !!!

Es war ein sehr schönes Abenteuer für September 2020.

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